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Sonntag, 3. Januar 2010

Dantes Pforten

Dantes Pforten

ber den inneren Rand des Achten Kreises erheben sich Riesen, von welchen einer (Antaeus) Dante und Vergil auf die gefrorene Oberfläche von Kokytos, den neunten Ring der Hölle, herablässt. In verschiedene Regionen dieses Eises eingebettet sind jene, welche die Gütigen (Caina), das Heimatland oder politische Parteien (Antenora), Gäste (Ptolomea) und Wohltäter (Judecca) verraten haben. Nachdem er einem politischen Verräter hart ins Gesicht getreten hat, erfährt Dante, dass jener Mann (Bocca) die Florentinischen Welfen bei Montaperti betrogen hat. Im selben Bereich findet Dante Graf Ugolino, wie er am Schädel des Erzbischofs Ruggieri nagt, dessen Grausamkeit Ugolino (zusammen mit seinen Söhnen und Enkeln) dem Hungertod überließ. Fra Alberigo erklärt Dante, dass die Seelen jener, die ihre Gäste betrügen, selbst dann schon in der Hölle landen, wenn ihr Körper noch auf Erden lebt. In Judecca, im genauen Mittelpunkt der Hölle, sieht Dante Lucifer. Viel größer noch als die Riesen, verfügt er über drei abscheuliche Gesichter und sechs riesige, feldermausartige Flügel, welche die Winde erzeugen, die nötig sind um den See gefroren zu halten. Zwei Münder, einer an jeder Seite, kauen an Caesar’s Mördern, Brutus und Cassius, während der mittlere Mund Judas verschlingt, den Verräter Jesu‘. Vergil trägt Dante den zotteligen Körper Lucifers herunter, wobei er sicherstellt das er sich umdreht und klettert, nachdem sie den Mittelpunkt der Erde passiert haben. Dante folgt Vergil daraufhin dem Rand eines Weges entlang, durch die andere Hälfte des Globus, bis er wieder in der Lage ist, die Sterne zu sehen.

Dantes Pforten

ante trennt den 9. Kreis, den Kreis des Verrats – in Inferno 11 als betrügerische Taten zwischen Individuen, die ein spezielles Band aus Liebe und Vertrauen verbindet, beschrieben (1-6) – in vier Regionen. Caina ist nach dem biblischen Kain benannt (erstes Kind von Adam und Eva), welcher seinen Bruder aus Neid darauf, dass Gott dessen Opfergrabe, nicht aber Kains, mit Dankbarkeit betrachtete, erschlug (Genesis 4:1-17); zum Vagabundentum verdammt, errichtete Kain später eine Stadt (nach seinem Sohn, Henoch, benannt), welche für manche christlichen Theologen – vor allem Augustinus („Der Gottesstaat“, Buch 15) – das Böse der irdenen Stadt darstellt. Im Kreis der Wollüstigen identifizierte Francesca ihren Ehemann (Gianciotto) – welcher sie und Paolo (Giancotto’s Bruder) ermordete – als einen zukünftigen Einwohner Cainas (Inf. 5.107). Dante’s Aufmerksamkeit wird hier auf zwei Brüder gelenkt, den Ghibellinen Napoleone und den Welfen Alessandro, welche sich gegenseitig wegen eines Disputs über ihre Erbschaft ermordeten (Inf 32.55-60).


ie zweite Region, Antenora, wurde nach dem trojanischen Prinzen Antenor benannt. Während die klassischen Quellen – besonders Homer’s Iliad – Antenor in einem positiven (oder zumindest neutralen) Licht, als einen der Verantwortlichen dafür Helena zum Wohle Trojas zurück zu den Griechen zu bringen, erscheinen lassen, so lassen mitterlalterliche Versionen  - Historien, Kommentare und Romanen – ihn als „verräterischen Judas“ erscheinen, welche mit den Griechen die Zerstörung der Stadt plant. In dieser Region platziert Dante all jene, die ihre politische Partei oder ihr Heimatland verraten haben.





n der Dritten Region des 9. Kreises leiden jene die ihre Freunde oder Gäste betrogen haben. Ptolomea ist nach einem oder beiden der folgenden benannt: Ptolemäus, der Befehlshaber Jerichos, ehrte seinen Schwiegervater, den Hohepreister Simon Maccabäus, und zwei von Simon’s Söhnen, mit einem großen Festmal, und ermordete sie anschließent 1 Maccabäus 16:11-17); Ptolomäus XII, Bruder von Cleopatra, arrangierte, dass der römische General Pompeius – nach seiner Niederlage in der Schlacht von Pharsalia (48 v.Chr.) Zuflucht suchend – ermordet würde sobald er die Küste betrat. Dante stellt seine Abscheu gegen solche Verbrechen zur Schau, indem er eine spezielle Regel für jene, die ihre Gäste hintergehen, erfand: ihre Seelen steigen sofort in die Hölle hinab, während ihre lebenden Körper von Dämonen besessen werden, sobald sie diese Taten begehen (Inf. 33.121-6).




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iudecca, benannt nach dem Apostel der Jesus betrug (Judas Ischariot), ist die innerste Region des neunten und letzten Höllenkreises. Der Begriff deutet auf die Manifestation christlicher Vorurteile  – welche Dante sicher teilt – gegen Judentum und Juden im Mittelalter hin: es ist eine Anspielung auf die Namen – Iudeca, Judaica – der Areale in bestimmten Städten (z.B. Venedig), in denen Juden gezwungen waren zu leben, fernab der christlichen Bewohner. Zusammen mit Judas sind in dieser Region der Hölle andere die, durch Betrug an ihren Herren und Wohltätern, Verbrechen mit großen historischen oder sozialen Konsequenzen verübt haben. Da sie komplett mit Eis überzogen sind – wie „stroh im Glas“ – sind die Totengeister in diversen Haltungen eingeschlossen, ohne jegliche Bewegungsfreiheit oder jeden Ton.

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